Seit März 2020 haben sich durch die Corona-Pandemie die Anforderungen an das Arbeiten im Büro massiv geändert. Im Webcast „Smart Office: Bürowelten neu gedacht“ analysierten Experten am 16. Juni 2021 die Konsequenzen und zeichneten den Weg in die Zukunft des Büros: mit hybriden Arbeitsformen, neuen Ansprüchen, Space-As-A-Service, Zertifikaten unterstützt durch das Internet of Things (IoT) und einem Fokus auf Nachhaltigkeit.
Büro nach Corona wird anders aussehen
„Was hat sich alles verändert?“ Auf diese Einstiegsfrage ergab sich ein interessantes, teils kontroverses Zwiegespräch. Andreas Gnesda, Arbeitsweltexperte und CEO der Immobilienberatung teamgnesda, stellte gleich einmal klar: „Das Büro nach Corona wird anders aussehen.“ Der erste Lockdown wurde – fast symbolisch – am Freitag, den 13. März 2020 angekündigt. Daraufhin hatten die Unternehmen über das Wochenende vielfach unvorbereitet ins Home-Office gewechselt und das habe überraschend gut funktioniert.
Auch in großen Organisationen mit 4000 Mitarbeitern oder mehr sei nur ein kleiner Anteil von 60 Personen vor Ort im Betrieb gewesen. Die Überraschung sei nach dem ersten Lockdown gekommen, die Unternehmen hatten Desinfektionsmittel, Abstände und Regeln für maximal 30 Prozent Anwesenheit der Belegschaft vorbereitet – doch der Ansturm sei ausgeblieben, es kamen nur zwischen 10 und 15 Prozent. „Wir kennen viele Organisationen, wo seit März 2020 nie mehr als 30 Prozent der Mitarbeiter im Office waren. Das Arbeitsverhalten der Menschen hat sich geändert, die Mitarbeiter haben rasch gelernt, digitale Tools anzuwenden und wollen das auch mit zwei bis drei Tagen im Home-Office beibehalten, weil so selbstbestimmtes Arbeiten möglich wird“, folgerte Gnesda.
Wieviel Home-Office soll es künftig geben?
Die Erfahrungen im ersten Lockdown von Claus Stadler, Vorstand Signa Holding, waren insofern speziell, als er genau zu diesem Zeitpunkt seine Tätigkeit im Unternehmen begonnen hat. Von der technischen Seite her war Signa gut auf Arbeiten im Home-Office vorbereitet, aber der persönliche Austausch habe gefehlt. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeiter alle zurückwollten, um wieder soziale Kontakte zu haben“, berichtete Stadler.
Laut Gnesda gäbe es natürlich einen starken Drang zu sozialer Interaktion, man müsse aber zwischen einem Lockdown mit 100 Prozent Home-Office und einer hybriden Arbeitsform mit zwei oder drei Tagen Home-Office unterscheiden. „Wir haben untersucht, wie viele Mitarbeiter in Österreich überhaupt zu Hause arbeiten können, das sind 52 Prozent, die mindestens vier Wochen im Home-Office tätig waren – ein überraschend hoher Wert. Unabhängig von der Branche wollen zwei Drittel der Mitarbeiter weiterhin die Freiheit haben, zwei bis drei Tage zu Hause arbeiten zu können“, so Gnesda weiter. Führungskräfte sprechen dagegen von ein bis zwei Tagen Home-Office.
Skeptischer äußerte sich diesbezüglich Stadler: „Wir lesen die Studien auch, aber ich bin mir nicht sicher, ob das so auch funktionieren kann. Da geht es um Themen wie Datensicherheit, remote Führen, damit Arbeit auch strukturiert erledigt wird und vor allem um Kommunikation – die ist ein wesentliches Element der Unternehmenskultur und das geht elektronisch wahnsinnig schwer.“
Über die Erfahrungen des Lockdowns bei Magenta Telekom berichtete Ewald Kiss, verantwortlich für IoT und Immobilienwirtschaft bei Magenta Business: „Wir hatten doppelte Herausforderungen. In der Rolle als Arbeitgeber mussten wir es schaffen, dass 2000 Mitarbeiter alles von zu Hause erledigen können. Als Provider mussten wir die Stabilität im Netz für unsere Kunden sicherstellen und wir haben einen Run auf Bandbreite erlebt.“ Egal ob Mobil oder Festnetz, die Bandbreite musste stabil sein und das wurde mit viel Einsatz auch geschafft.
Umfassendes Smart Office-Angebot von Magenta Business
Magenta Business liefert die Infrastruktur für den digitalen Arbeitsplatz und sieht dabei drei Themengebiete, erläuterte Ewald Kiss anschließend das Angebot: „Es geht um die Infrastruktur im Büro und unterwegs für die Standortvernetzung, Cloud & IT um Flexibilität zu ermöglichen und als drittes IoT, um Ressourcen nachhaltig zur Verfügung zu stellen.“
Die Smart Building-Lösungen umfassen viele Funktionen, die das Arbeiten in den neuen Bürowelten erst ermöglichen:
- Raumluftgütemessung: nicht nur relevant aufgrund von COVID-19, sondern gute Luftqualität in Meetingräumen oder Arbeitsräumen ermöglicht konzentrierteres Arbeiten.
- Videoüberwachung und digitale Videogegensprechanlage: Einfache Kontrolle wer kommt oder wer am Tor anläutet, via App können Türen aus der Ferne geöffnet werden.
- Digitale Infotafeln für die Office Community: Weil Mitarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten im Büro anwesend sind, bekommen Sie über den Screen am Gang laufend aktuelle, kompakte Informationen.
- Wayfinding für Gäste: Leitsystem vom Parkplatz mit einfacher Navigation im Gebäude, um zum gewünschten Meetingraum zu finden, unterstützt auch durch digitale Infotafeln.
- WLAN braucht es nicht nur in den Büroräumen selbst, sondern auch in den Allgemeinflächen wo Menschen mobil sind, wie Lift oder Garage, damit etwa Telefonate nicht unterbrochen werden. Zusätzlich muss aus Datenschutzgründen ein eigenes Besucher-WLAN eingerichtet werden.
- Überwachung von Garagentor und Brandschutztüren für die Gebäudesicherheit, IoT Sensorik überprüft ob offen odergeschlossen ist und alarmiert ggf. per SMS oder Mail. Dazu gehören auch digitale Schließanlagen, wo Mitarbeiter die Tür mit dem Smartphone öffnen können.
- Smart-Locker wird zu einer wichtigen Funktion, weil Mitarbeiter beim Desk Sharing immer die Schreibtische leerräumen müssen, aber Unterlagen im Büro lassen möchten bzw. sollen.
- Reservierung von Arbeitsplatz und Meetingraum: Mitarbeiter wollen wissen, wo sie sitzen und arbeiten können, wenn Unternehmen z.B. 100 Schreibtische und 200 Mitarbeiter haben, so ist die Reservierungsmöglichkeit ein wichtiger qualitativer Faktor.
- Energieeffizienzmessung von Heizen/Kühlen, um die neuen Anforderungen von Shared Offices zu erfüllen und um Energie zu sparen.
Neue Anforderungen an Büro-Immobilien der Zukunft
Bauen ist komplex und benötigt Zeit – als Immobilienentwickler denkt Signa schon die neuen Anforderungen der Mieter mit, erklärte Claus Stadler: „Wesentlich für Bürogebäude ist nicht mehr nur die innere Qualität, sondern ebenso der Standort mit guter Erreichbarkeit oder auch Fahrradgaragen. Mieter verlangen auch immer häufiger Zertifikate, etwa für das messbare Raumklima nach Well-Being-Standards oder für die Connectivity einer Büroimmobilie.“
Bei diesen Anforderungen könne Magenta Business laut Kiss viel unterstützen, denn Technik wie IoT und Smart Building helfen Projektentwicklern und Investoren nachhaltig zu bauen und das mit entsprechenden Zertifizierungen nachzuweisen.
Wieviel Fläche? Jedenfalls mehr Servicequalität
Gebäude werden für Gnesda zu einem System, das auch Nachhaltigkeit inkludiert: „Das Büro nach Corona ist viel mehr Ort der Begegnung, zum Zusammenarbeiten, Austauschen und gemeinsam entwickeln. Wir werden geringere Büroflächen haben, aber die müssen mehr leisten.“ Während für konzentrierte Arbeit im Büro früher rund 80 Prozent mit Schreibtischen reserviert waren, sieht der künftige Aufteilungsschlüssel anders aus: 40 Prozent Schreibtisch, 30 Prozent Kommunikation, 30 Prozent Kollaboration.
Seitens Signa beobachte man Anforderungen an Zusatzflächen, für Gemeinschaftsarbeit oder für große Videokonferenzen brauche man Spezialeinrichtungen mit neuen Settings und Raumkonzepten, entgegnete Stadler: „An weniger Bürofläche glaube ich nicht, denn Mitarbeiter wollen trotzdem ihren Schreibtisch statt dem Küchentisch. In Summe glaube ich, dass es mehr wird, denn Space-As-A-Service wird ein Thema – also Flächen mit hohem technischem Standard, die sinnvollerweise von mehreren Unternehmen genützt werden können.“
Eine gewisse Unsicherheit, wohin der Bedarf geht, nimmt Kiss in der Beratung wahr und er hatte dafür einen Tipp parat: „Im Planungsgespräch mit Projektentwicklern oder Architekten kommen oft Fragen wie: ´Was muss ich jetzt berücksichtigen? Ich möchte mir nichts verbauen – wie mache ich das?‘ Magenta Business unterstützt daher bei der Planung und empfiehlt, schon jetzt in der Infrastruktur verschiedene Services vorzubereiten, auch wenn der Kunde diese heute noch nicht wünscht.“
Ansprüche steigen
Fotos vom neuen Google Campus zeigten, wie Büros für hybrides Kommunizieren mit realen und digitalen Teilnehmern gestaltet werden. Auch das Arbeiten im Freien unter luftigen zeltartigen Konstruktionen gewinnt an Zuspruch. „Wünschen wir uns mehr als vorher? Das kann man definitiv mit ´Ja´ beantworten“, bestätigte Andreas Gnesda. Die Immo-Wirtschaft solle auf Qualität setzen, auch um die Mitarbeiter wieder ins Büro zu holen. Standort, technische Ausstattung und Servicierung sind daher als Gesamtkonzept zu sehen. Auch Stadler bestätigte, dass sich Qualität auszahlt: „Bürokosten sind in gesamten Unternehmenskosten ein marginaler Teil – aber um die richtigen Mitarbeiter zu bekommen, ist Qualität in den neuen Bürowelten gefragt.“
Fazit: Mit IoT vom Flächen- zum Providerangebot
In der abschließenden Fragerunde ging es nochmals um vorausdenkende Planung und Qualität: Freiräume gewinnen bei Immobilien an Bedeutung, dazu gehören Balkone als Ort der Kommunikation, genauso wie der Blick ins Grüne. Claus Stadler bestätigte: „Unsere Kunden sind mündig und anspruchsvoll geworden.“ Ewald Kiss verwies in diesem Zusammenhang auf die Unterstützung durch Magenta Business: „Das Internet of Things hilft bei der Steuerung des Gebäudes. Das sollte in der Planung mitbedacht werden, aber es kann natürlich bei bestehenden Immobilien auch im Nachhinein implementiert werden.“
Andreas Gnesda appellierte, auf Nachhaltigkeit und die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu achten: „Denken Sie über Services nach, die Immobilienwirtschaft sollte sich vom Flächenangebot zum Providerangebot entwickeln. Ich sehe eine große Chance darin, jetzt mehr selbstbestimmtes Arbeiten zu ermöglichen – das finde ich gut aus Sicht der Evolution der Menschheit.“