Denkt man an eine Baustelle, rezipieren die Gehirnsynapsen bei den meisten von uns vermutlich ähnliche Bilder: Bagger, Kräne und Presslufthämmer. Doch oft sind es die kleinen Dinge, die die Welt verändern. Das österreichische Startup ToolSense macht es vor – mit einem Mikrocontroller, der nicht größer als eine zwei Euro Münze ist.

Fällt eine Maschine auf einer Baustelle aus, kann das kosten- und zeitaufwändige Konsequenzen nach sich ziehen. Es kommt durchaus auch vor, dass Baumaterial oder -geräte gestohlen werden. Im schlimmsten Fall wird der Bauprozess empfindlich lange verzögert, bis Ersatz eingetroffen ist.

Das Internet of Things (IoT) erobert mit innovativen Lösungsansätzen auch diese Branche. Ausgelieferte Maschinen müssen jetzt nicht mehr autark laufen, wobei der Hersteller oder der Endkunde nur durch aktive Kontrolle Auskunft über den Zustand erhalten. Die Großgerätschaften können mit Sensoren ausgestattet werden, die auf ungewöhnliche Bewegungen, Fehler oder mögliche Ausfälle hinweisen. Bauherren oder Maschinenbauhersteller können schnell auf Probleme reagieren, Wartungsarbeiten aktiv vornehmen und dadurch die Betriebskosten für den Anwender deutlich senken. Durch die Digitalisierung der Wertschöpfungskette lassen sich somit komplexe Planungs- und Prozessabläufe optimieren.

Genau mit dieser Thematik beschäftigt sich das österreichische Startup ToolSense. „Wir vernetzen energiekritische Maschinen, analysieren die bei der Nutzung entstehenden Sensordaten und geben diese an den jeweiligen Stakeholder weiter“, erklärt Alexander Manafi, Mitbegründer und COO bei ToolSense, das Geschäftsmodell. Die daraus abgeleiteten Informationen lassen sich in wirtschaftliche Erfolge transformieren: Kostenersparnis, Entwicklung neuer digitaler Produkte, Geschäftsmodelle sowie zusätzlicher Umsatz. Fällt zum Beispiel ein bestimmtes Bauteil immer wieder aus, erkennt der Mikrocontroller die Störung und vernetzt bestimmte Sensordaten. „Ich kann dann Fragen beantworten wie: In welchem Nutzungsmodus kommt es zum Ausfall? Oder mit welcher Intensität wurde die Maschine genutzt?“, veranschaulicht Manafi.

NB-IoT am Bau

Das Startup bietet Herstellern eine Komplettlösung von Hardware, Firmware, Analytics, IoT-Cloud bis hin zu Frontends und setzt aktuell mehrere Integrations-Projekte um. „Der technische USP von ToolSense ist lokales Machine Learning direkt auf dem ToolSense-Modul – so können energiesparend, kostengünstig und mit geringen Übertragungsvolumina sehr große Mengen an Sensordaten verarbeitet werden“, konkretisiert Manafi. Und das ist der springende Punkt, denn die Technologie für die Datenvermittlung an die Cloud heißt NarrowBand IoT (NB-IoT) von T-Mobile: „Wenn ich mit einem Kombi-Hammer mehrere Stunden am Tag auf einer Baustelle bohre, entstehen schnell einmal 500 Megabyte an Sensordaten. Das ist zu viel für NB-IoT, deswegen verarbeitet unser Microcontroller die Daten lokal und nur die gewonnenen Informationen werden in die Cloud geschickt“, erklärt der Co-Founder.

Die Funktechnologie NB-IoT zählt zu den vielversprechendsten Innovationen im Bereich der M2M-Kommunikation für das Internet of Things. NB-IoT ist als sogenannte Low Power Wide Area (LPWA) Technologie mit niedrigem Energiebedarf sowie hoher Gebäudedurchdringung und Reichweite eine kostengünstige Lösung für das schmalbandige Internet der Dinge. Da NB-IoT das bestehende Telekommunikationsnetz nutzt, bietet es Zuverlässigkeit und optimale Abdeckung. Davon ist auch Manafi überzeugt: „NB-IoT spielt eine grundlegend wichtige Rolle. Dadurch, weil es so energiesparend und kostengünstig ist, wird es überhaupt erst möglich, dass wir energie- und kostenkritische Maschinen miteinander vernetzen. Das war mit bisherigen Lösungen schwer umsetzbar. NB-IoT ist ein Enabler, um einen Mehrwert zu schaffen.“

Ideenschmiede

Die Konzeptidee entstand während eines Uniforschungsprojektes an der Technischen Universität (TU) Wien und schon ein Jahr später überzeugt das Startup auf ganzer Linie: Am 09. November dieses Jahres gewann ToolSense in der Kategorie „Internet of Things“ den futurezone Award 2017, powered by T-Mobile. Eine Jury aus externen Experten und Vertretern der futurezone-Redaktion zeichneten dafür die besten Produkte und innovativsten Ideen des Jahres aus.

Von Anfang an konnte das Jungunternehmen beachtliche Erfolge vorweisen: Dazu gehören eine Seed-Finanzierung im mittleren sechsstelligen Bereich sowie nachhaltige Unterstützung von Markus Langes-Swarovskis SEGNALITA Ventures GmbH und dem Schweizer Startup-Investor Martin Global AG. Außerdem wurde ToolSense als einziges österreichisches Startup in das neugegründete WARP NB-IoT Programm der Deutschen Telekom und hub:raum Krakau aufgenommen. Das Accelerator-Programm bringt Startups, B2B-Partner und Kunden zusammen, um NB-IoT-Anwendungen und -Lösungen von Anfang an gemeinsam zu entwickeln. „Das Feedback von Experten war vor allem in den Bereichen NarrowBand, Strategie und Business sehr wertvoll und hilfreich für uns“, erinnert sich Manafi. „Aktuell sieht die Zusammenarbeit so aus, dass wir im regelmäßigen Austausch stehen. T-Mobile Austria spielt insofern eine wichtige Rolle für uns, weil sie uns einerseits natürlich das Netz zur Verfügung stellen und andererseits ein strategischer Partner mit wichtigen Kontakten zu Unternehmen und viel Know-how sind.“

T-Mobile ist in Österreich der erste Betreiber, der Narrowband IoT kommerziell ausrollt. Die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten wird ab Mitte November die erste österreichische Stadt sein, die komplett mit NB-IoT versorgt ist. Der landesweite Rollout von NB-IoT wird von T-Mobile bis Herbst 2018 abgeschlossen sein.

Fazit Toolsense

Das Internet of Things eröffnet Tür und Tor für neue Ideen. Auch NarrowBand IoT ist eine neue Technologie, die aktuell ausgerollt wird. Gemeinsam mit der Startup-Szene lassen sich erstaunliche und spannende Projekte verwirklichen, wie z.B. die Revolutionierung der Baubranche.