Elektromobilität wird im Flottenmanagement schon in naher Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Daran führt kein Weg vorbei, ob des Klimawandels willen oder aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens. Lesen Sie in diesem Blogbeitrag, warum sich Flottenmanager jetzt Gedanken über die Integration von E-Autos in ihre Firmenflotte machen sollten, und weshalb sie dabei Mobilität völlig neu denken müssen.

Verkehr ist Klimasorgenkind

Der Kohlendioxidausstoß belastet unser Klima immer mehr, darüber ist sich die Wissenschaft mehr oder weniger einig. Der Klimavertrag von Paris soll dabei helfen, den durch die CO2-Emissionen verursachten Temperaturanstieg auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Die darin festgelegten Ziele sind ambitioniert. So muss Österreich bis 2030 den Schadstoffausstoß bei Gebäuden, Land- und Abfallwirtschaft sowie im Verkehrsbereich um 36 Prozent senken. Dabei entpuppt sich der Verkehr als großes Sorgenkind: seit 1990 hat sich dessen Energieverbrauch fast verdoppelt. Ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Autofahrer kaufen immer leistungsstärkere Modelle, deren Verbrennungsmotoren die Klimaerwärmung noch zusätzlich anheizen.

Urbanisierung verlangt nach Mobilität

Die weltweit fortschreitende Urbanisierung lässt zeitgleich den Bedarf an Mobilität und Transport weiter ansteigen. Bereits heute tauchen erste Zwangsmaßnahmen auf, um die CO2-Emissionen in den Griff zu bekommen. Dieselfahrzeuge, welche die strenge Abgasnorm Euro 6 nicht erfüllen, werden ab 2018 an Tagen mit Feinstaubalarm aus Teilen von Stuttgart verbannt. In vielen anderen Großstädten sind ähnliche Maßnahmen geplant. Und der österreichische Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter verspricht: „Wer sich jetzt ein Dieselauto kauft, muss damit rechnen, dass es in den nächsten Jahren zu Änderungen kommen wird.“ Die finanziellen Belastungen für Benzin- und Dieselfahrzeuge, sei es was die Anschaffungskosten, den Treibstoff und die Maut betrifft, werden also schon in naher Zukunft steigen.

2 triftige Gründe, die für einen Umstieg auf E-Mobilität sprechen

Zwei weitere Gründe sprechen dafür, sich jetzt Gedanken über einen Umstieg auf umweltfreundlichere Alternativen, wie E-Mobilität, zu überlegen:

  1. Privatleute, Unternehmen und Gemeinden können seit 1. März 2017 zahlreiche Förderungen in Anspruch nehmen, wenn sie in Elektromobilität investieren. Diese reichen von finanziellen Unterstützungen für Fahrzeuge und Ladestationen bis hin zu erweiterten Einfahr- und Parkerlaubnissen. Die Integration von E-Autos in die eigene Flotte kann sich je nach  Mobilitätsbedürfnis also schon heute aus der Perspektive der Total Cost of Ownership (TCO) durchaus lohnen.
  2. Der Großteil der Firmenflotten besteht derzeit aus dieselbefeuerten Fahrzeugen. An einer Umstellung führt mittelfristig kein Weg vorbei: denn der Klimavertrag von Paris sieht bis 2050 de-facto einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern vor. Bis dahin vergehen zwar noch über 30 Jahre. Allerdings benötigt eine komplette Umstellung der Firmenflotte auf Elektrofahrzeuge auch seine Zeit: E-Mobilität ist ein Gesamtkonzept und die Fahrzeuge bloß ein Teil davon. Statt Dieselautos künftig E-Fahrzeuge beim Händler zu kaufen, reicht also nicht, um den Umstieg zu schaffen.

E-Mobilität hat vier Komponenten

Wie Christian Rötzer, Geschäftsführer von TÜV AUSTRIA Automotive, bei der Fleet Convention 2017 betonte, besteht eine E-Flotte aus vier Komponenten: Der Ladestation, dem Speicher, der Photovoltaikanlage und dem Fahrzeug selbst.

1. Das Fahrzeug

Die Auswahl des passenden LKWs oder PKWs ist bei E-Fahrzeugen etwas komplexer als bei konventionell betriebenen Vehikeln. Denn Sie müssen sich nicht nur über die Anforderungen, die Ihr Betrieb an die Fahrzeuge stellt, im Klaren sein. Ein E-Auto muss zum jeweiligen Fahrer passen: dies hat mit der Reichweite der Automobile zu tun, die je nach Fahrweise sehr stark schwankt. Auch das Nutzen von elektrischen Verbrauchern, wie der Heizung im Winter oder der Klimaanlage im Sommer, beeinflussen die maximale Kilometerleistung.

Die Angaben der Hersteller helfen nur wenig, denn auf sie ist noch weniger Verlass, als auf den Normverbrauch bei konventionell betriebenen Kraftfahrzeugen. Der TÜV Austria hat zahlreiche Fahrversuche mit E-Automodellen unternommen und eine Datenbank mit realistischen Reichweiten aufgebaut. Mithilfe dieser Datenbank und einer individuellen Fahrprofilanalyse können Unternehmen prüfen, welche Fahrzeugmodelle zu welchen Fahrern passen. Bei dieser Analyse sollte der individuelle Mobilitätsbedarf eines Unternehmens erhoben werden, indem das Verhalten der Fahrzeugnutzer, die geplanten Fahrten und die dort vorhandene Ladeinfrastruktur in die Auswertung mit einfließen.

2) Die Ladestation

Der Betrieb einer eigenen Tankstelle rechnet sich wohl erst bei einer wirklich großen Fahrzeugflotte. Eine Ladestation für die eigene E-Flotte macht hingegen schon für wenige Fahrzeuge und für Privatanwender durchaus Sinn. Denn diese sind oft nicht größer als eine Bierkiste und schon um einen dreistelligen Eurobetrag zu haben. Eine eigene Ladestation sorgt dafür, dass die E-Autos immer „vollgetankt“ sind, und über die maximale Reichweite verfügen. Die Ladezeiten für die einzelnen Fahrzeuge differieren dabei stark. Die Autohersteller und ihre Partner arbeiten jedoch fieberhaft daran, ein dichteres Ladenetz für E-Autos aufzubauen und die Ladezeit zu verkürzen.

3) Der Batteriespeicher

Batterien kommen bei der E-Mobilität nicht nur im Fahrzeug selbst zum Einsatz: ein E-Auto aus der 220-Volt-Steckdose vollständig zu laden dauert vergleichsweise lange: so hängt etwa ein E-Golf 17 Stunden an der Haushaltssteckdose, bis seine gänzlich leeren Akkus wieder voll sind.

Eine Ladestation mit eigenem Batteriespeicher verkürzt diese Zeit enorm. Denn so kann sich die Stromtankstelle langsam aus dem Netz selbst füllen und diese Energie dann extrem schnell an das Fahrzeug abgeben. Das oberösterreichische Unternehmen Kreisel Electric präsentierte auf der Vienna Autoshow im Jänner 2017 eine Schnellladestation, die innerhalb von 20 Minuten ein E-Auto mit 600 Kilometer Reichweite volltankt.

Die Möglichkeit, die eigene Ladestation gebrauchsunabhängig mit Energie aufzufüllen, bietet Einsparpotenziale durch Lastmanagement. Denn Spitzenstrom wird in Zukunft teurer werden. Eine Ladestation mit eigenem Speicher kann genau dann Energie aus dem Netz ziehen, wenn der Preis für Strom gerade günstig ist.

4) Die Photovoltaikanlage

Am günstigsten und umweltfreundlichsten ist die Energie dann, wenn sie im „eigenen“ Kraftwerk aus erneuerbaren Energiequellen produziert wird. Photovoltaikanlagen sind für Privathaushalte leistbar geworden. Mit seinem Solardachziegel samt dazugehöriger Speicher- und auch Ladeinfrastruktur für Automobile hat Elon Musk dem Thema neuen Aufschwung gegeben.

Für Unternehmen ist die Energie aus eigener Produktion freilich schon länger Thema. Sie birgt neben der Wirtschaftlichkeit und dem Imagegewinn noch einen weiteren Vorteil, den die Firma Kreisel am eigenen Standort selbst demonstriert. Das Werk ist so ausgestattet, dass es bei einem Stromausfall eine Woche lang weiter produzieren könnte. Eine eigene Photovoltaikanlage samt Speicherinfrastruktur ermöglicht diese Unabhängigkeit vom öffentlichen Netz, wie Markus Kreisel, Geschäftsführer Kreisel Electric bei der Fleet Convention 2017 betonte. „Production unplugged“, sozusagen.

Fazit: Flottenmanagement E-Mobilität

Die Entwicklung in Sachen E-Mobilität schreitet mit Riesenschritten voran. Dafür sorgt nicht nur Elon Musk und seine Firma Tesla. Das Thema ist mittlerweile bei jedem etablierten Autokonstrukteur angekommen. Manch einer verabschiedet sich überhaupt von althergebrachten Antriebskonzepten: so gab die zum chinesischen Konzern Geely gehörende Automarke Volvo bekannt, künftig kein Geld mehr in die Entwicklung neuer Dieselmotoren stecken zu wollen. Jeder Fuhrparkmanager muss sich also darüber im Klaren sein, dass der gerade für Firmenflotten beliebte Diesel keine Zukunft hat.

Die Zeit, um Umstiegsszenarien zu entwerfen und mit deren Umsetzung zu beginnen, ist gekommen. Jetzt können Flottenmanager noch mit großzügigen Förderungen rechnen. Ob diese in Zukunft weiter bereit stehen werden, oder ob der Umstieg auf nachhaltigere Mobilitätskonzepte mittels Zwangsmaßnahmen von statten gehen wird, steht indes in den Sternen.