Florian Grasel ist Unternehmer, Familienvater und einer der besten Trailrunnern der Welt. Die 171 Kilometer und 10.000 Höhenmeter des Ultra-Trail du Mont-Blanc (UTMB) absolvierte er heuer in etwas mehr als 23 Stunden und belegte den 9. Platz. Wie er seine Firma, Familie und Sport unter einen Hut bringt, was ihn antreibt, mit welcher flexiblen Geschäftslösung von T-Mobile er arbeitet und welche weitere Ziele er verfolgt, verrät er im Interview.

Frage: Sie haben den UTMB 2018 als Neunter beendet und gehören damit zu den weltbesten Trailrunnern. Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie nach etwas mehr als 23 Stunden über die Ziellinie gelaufen sind?

Florian Grasel: Mir ist nach den 171 Kilometern und 10.000 Höhenmetern eine enorme Last von den Schultern gefallen. Bisher waren die Top Ten beim UTMB für mich immer unerreichbar. Das ist, als wären Sie ein Läufer, der für den Marathon eine Zeit von unter drei Stunden benötigt – und dann plötzlich mit der Weltelite mitläuft, die die Distanz in etwas mehr als zwei Stunden zurücklegt. Bei meinen drei UTMB-Teilnahmen vor diesem Jahr bin ich bei der Siegerehrung immer gemeinsam mit  anderen 5.000 Menschen am Fuße des Podests gestanden und habe mir gedacht, dass die Top-10-Athleten auf der Bühne in einer anderen Liga laufen. Der neunte Platz heuer ist wirklich ein echter Quantensprung.

Frage: In Ihrer Sportlerkarriere gab es nur ganz wenige Rennen, die Sie nicht beendet haben. Aber ganz ehrlich: Haben Sie beim UTMB 2018 ans Aufgeben gedacht?

Florian Grasel: Ich habe mir für das Rennen kein Ziel gesetzt und auch keine Taktik zurechtgelegt. Meine Frau und ich haben im November 2017 Zwillinge bekommen, und deshalb habe ich das Laufen etwas hintangestellt. Weil ich weniger Zeit hatte, habe ich allerdings spezifischer und genau nach Plan trainiert. Anfangs habe ich mich beim UTMB wirklich sehr gut gefühlt. Du läufst durch die Nacht und weißt über deine Platzierung nicht Bescheid. Bei der Labe bei Kilometer 80 war verdächtig wenig Betrieb. Als mich dann dort auch noch ein Kamerateam interviewt hat, war mir klar, dass ich sehr weit vorne liege. Danach bin ich wirklich unter Druck gelaufen, weil das Top-Ten-Ergebnis zum Greifen nahe schien. Kurz nach der Labe bei Kilometer 120 bekam ich die Rechnung präsentiert und hatte einen irrsinnigen Einbruch. Ich dachte: „So, das war‘s! Wenn ich mich jetzt setze, stehe ich nicht wieder auf“. Ich habe meine Frau per Videochat kontaktiert und ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen solle und ich aussteigen würde. An das Bild auf meinem Smartphone erinnere ich mich noch ganz genau. Da waren meine Frau und meine beiden Kinder zu sehen, die gerade auf ihr herumgekrabbelt sind. Meine Frau hat gesagt, dass sie es zuhause gerade auch nicht leicht hätte und ich weiterlaufen möge. Ich war baff – denn mit dieser Reaktion habe ich wirklich nicht gerechnet. Ich kämpfte mich dann schließlich durch – und eigentlich weiß ich selbst nicht mehr, wie ich das geschafft habe.

Frage: Wie erholt man sich eigentlich nach einem solchen Mammutlauf?

Florian Grasel: In diesem Jahr blieb nicht viel Zeit zum Regenerieren. Wir, d.h. Andreas Pfandlbauer (Ultramarathonläufer, der ebenfalls am UTMB 2018 teilgenommen hat) und ich, sind am Mittwoch mit dem Auto von Bad Erlach ins mehr als 1.000 Kilometer entfernte Chamonix aufgebrochen und die Nacht durchgefahren. Am Freitag war der Start, und am Samstag bin ich um 18 Uhr ins Ziel gekommen. Eigentlich war geplant, dass wir uns dann wenig später wieder auf die Rückreise machen. Da ich aber Neunter wurde, musste – na ja: durfte! – ich auf die Siegerehrung warten, die erst am Sonntagnachmittag stattfand. Am Montag in der Früh hatte ich dann hier in Bad Erlach bereits wieder geschäftliche Termine.

Frage: Ihren Sport betreiben Sie ja nicht, um Geld zu verdienen – Ihr Preisgeld betrug als Top Ten-Finisher beim UTMB 2018 gerade einmal 500 Euro. Was treibt Sie an, Sport zu machen?

Florian Grasel: Ich habe schon immer gerne Sport betrieben und bin auch ins Sportgymnasium gegangen. So richtig mit dem Laufen begonnen habe ich, als ich 2010 gemerkt hatte, dass ich körperlich am Ende war. Nur zwei Monate, nachdem ich die FH für Informationstechnologie in Wiener Neustadt absolvierte, habe ich nämlich mein eigenes Unternehmen gegründet und etwa 18 bis 20 Stunden pro Tag gearbeitet. Ich befand mich kurz vor einem Burn-Out und  beschloss, dass ich etwas ändern muss. Aber: Nach einem ersten kurzen Lauf merkte ich, wie schlecht meine Kondition wirklich war. Ich habe daraufhin einen sportlichen Ehrgeiz entwickelt – wenn ich etwas anfange, dann mache ich es auch ordentlich. Einen Marathon auf der Straße unter drei Stunden zu laufen empfand ich aber weniger als Lust, eher als Stress. Ich wollte viel eher einfach wissen, wie weit mich meine Füße tragen. Das war auch der Auslöser für mich, mit Ultramarathons zu beginnen.

Frage: Sie haben Familie und führen ein Unternehmen mit sieben Mitarbeitern. Wie bringen Sie diese drei, jede für sich doch recht zeitintensiven Bereiche unter einen Hut?

Florian Grasel: Unter dem Motto „My Work is where I am“ bin ich einmal von Wien zu einer Konferenz in Kopenhagen gelaufen, hab von unterwegs aus natürlich auch gearbeitet und für mich recht gut gezeigt, dass ich meine Leidenschaften verbinden kann.
Warum sollte ich als Unternehmer arbeiten, wenn ich keinen Kopf dafür habe? Dann gehe ich laufen und arbeite später. Diese Freiheiten haben übrigens auch meine Mitarbeiter. Die Flexibilität von T-Mobile spricht mich deshalb an, weil ich diese sowohl in meinem Sport als auch in meinem Unternehmen lebe. Die drei Bereiche Familie, Arbeit und Sport befruchten sich gegenseitig. Es sind somit nicht drei völlig voneinander getrennte Säulen.

Frage: Wie meinen Sie das genau?

Florian Grasel: Ich liebe alle drei Bereiche, es ist  die Leidenschaft, die mich antreibt. Bevor ich mit dem Laufen begann, habe ich mich in meiner Arbeit komplett aufgegeben. Meine Familie und der Sport zeigen mir, was wirklich wichtig ist. Deswegen kann ich mich zurücknehmen und reflektieren, ob ich auch mit meiner Arbeit auf dem richtigen Weg bin. Wenn Du nicht mehr weißt, wofür Du etwas machst, wenn Du Deine Vision und Dein Ziel aus Deinen Augen verlierst, dann hat keiner etwas davon.

Frage: Was brauchen Sie, um arbeiten zu können?

Florian Grasel: Ein Smartphone und eine gute Verbindung. Letzteres war auch der Grund, warum ich zu T-Mobile gewechselt bin. Davor hatte ich in den Bergen und in abgelegenen Gebieten oft kein Netz. Das funktioniert mit T-Mobile nun wesentlich besser. Ein weiterer Grund für den Wechsel war die Flexibilität, die T-Mobile bietet. Die Anzahl der Mitarbeiter in meinem Unternehmen hat sich in den letzten zwei Jahren von vier auf sieben nahezu verdoppelt. Wir arbeiten sehr viel in der Cloud, und über das Smartphone habe ich von überall aus Zugang zu meinen Daten. Arbeit ist für mich auch Leidenschaft. Ich nehme auch während meiner Trainings oder Rennen Anrufe meiner Kunden entgegen. Mit ihnen pflege ich immerzu ein sehr gutes, freundschaftliches Verhältnis.

Frage: Welches Gerät oder Service würden Sie sich wünschen, um noch besser mobil arbeiten zu können?

Florian Grasel: Grundsätzlich kann das Smartphone, das ich jetzt besitze, alles, was ich brauche. Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, kann ich beim Laufen dem Smartphone diktieren und sie gehen nicht verloren und auch alle anderen Informationen habe ich sofort zur Hand. Aber auf die Entwicklung der Falthandys bin ich gespannt, weil sich durch ein größeres Display viele Dinge einfach noch besser von unterwegs aus erledigen lassen. Auf das 5G-Netz freue ich mich auch schon, weil dadurch die Verbindungen noch besser werden.

Frage: Denken Sie  beim Sport an die Familie, bei der Familie an Ihr Business und in Ihrem Business an den Sport? Oder versuchen Sie, diese Bereiche zu trennen und sie fokussiert zu erleben?

Florian Grasel: Es wäre kontraproduktiv, beim Arbeiten vorrangig ans Laufen zu denken, und umgekehrt. Denn dann kann man weder das eine noch das andere genießen bzw. sich darauf konzentrieren. Auch mich hat dieses Verschieben von Gedankengrenzen zusehends belastet. Seit einiger Zeit besuche ich einen Achtsamkeitskurs, der mich zurück ins Jetzt bringt. Laufen hat mich indes gelehrt, zu fokussieren und mich auf genau das zu konzentrieren, was ich gerade mache. Wenn man seine Grenzen auslotet, ist es wichtig, auf seinen Geist und Körper zu hören. Beim Laufen bin ich viele Stunden teils in hochalpinem Gelände jenseits von 2.500 Metern Seehöhe unterwegs und eine Unachtsamkeit könnte schlimme Folgen haben.

Frage: Was würden Sie als Ihre größten Erfolge bezeichnen?

Florian Grasel: Das ist die Geburt unserer Zwillinge, und dass ich mir durch meine Selbständigkeit meine Zeit so einteilen kann, dass ich ihr Aufwachsen miterleben und sie dabei begleiten kann. Das ist sicherlich der größte Erfolg. Sportlich gesehen ist der neunte Platz beim UTMB 2018 das größte Highlight bisher.

Frage: … und die Niederlagen?

Florian Grasel: Von Niederlagen im Sport kann ich eigentlich gar nicht sprechen, denn wenn es einmal nicht nach Wunsch läuft, dann lerne ich viel daraus. Diese Erfahrungen waren auch für meine Arbeit wertvoll. Die größte Niederlage war wohl jene, als ich nach einem Termin in Wien den Parkplatz nicht mehr verlassen konnte, weil ich kein Geld für das Ticket hatte. Die Überziehungsrahmen aller meiner Karten waren ausgeschöpft und meine Frau musste von Wiener Neustadt anreisen, um mir die acht Euro für das Parkticket zu geben. Da habe ich als Geschäftsführer einer Firma hinterfragt, wozu ich dies alles mache. Meine Learnings aus dieser Situation waren, mehr Kontrollmechanismen einzuführen, die mich erst gar nicht in eine solche Situation kommen lassen. Heute trage ich viel mehr Verantwortung für meine Familie und für meine Mitarbeiter. Aber als Unternehmer habe ich es auch schon erlebt, dass aus vermeintlichen Niederlagen ein großer Erfolg werden kann.

Frage: Wie kam es dazu?

Florian Grasel: Wir haben insgesamt zwölf Jahre lang ein Produkt für Großkunden entwickelt, das wir am Markt aber nicht so recht positionieren konnten. Wir alle sind eben Entwickler und keine Marketingexperten. Also haben wir uns entschieden, dieses Projekt aufzugeben. Doch kurz bevor dies der Fall war, hat sich ein deutscher Konzern bei uns gemeldet und wollte die Lösung für 9.000 User evaluieren. Bei einem internen Akzeptanztest haben sich alle User für unser Produkt entschieden. Ganz ohne Preisverhandlungen und ohne Vitamin B haben wir diesen Auftrag erhalten. Das war ein wirklich cooles Gefühl. Heute setzen viele unserer Großkunden, wie etwa die Rewe, Porr oder ÖBB, diese Lösung ein.

Frage: Ihr Leben ist alles andere als gewöhnlich. Wenn es dabei nicht nach Wunsch läuft, neigen viele unserer Mitmenschen nach dem Motto „Des hob i Dir jo immer scho gsogt“ ihren Senf ungefragt dazuzugeben. Wie gehen Sie mit dieser Art von Kritik um?

Florian Grasel: Das ist wirklich sonderbar, denn beim Sport gibt es so etwas nicht. Beim Ultralaufen sagt jeder zu Dir „Super, dass Du es probiert hast“. Im Alltag gibt es das leider nicht. Da existiert eine Neidgesellschaft, die Dir vorwirft, Deine Mitarbeiter auszubeuten, wenn es Dir gut geht. Und wenn es Dir schlecht geht, dann hat sie es ja immer schon gewusst. Ich finde das wirklich schade, denn gerade die KMUs tragen so viel zur Wirtschaft bei, zahlen Steuern und schaffen Arbeitsplätze. Durch das Aufkommen der Startups und der dazugehörigen Shows ändert sich das aber gerade ein bisschen zum Besseren.

Frage: Welche unternehmerischen Ziele haben Sie sich gesteckt?

Florian Grasel: Unser Produkt O2S (Outlook2SharePoint) wollen wir noch besser am Markt positionieren. Wir sind davon überzeugt, dass es dem User einen wirklich großen Mehrwert schafft. Ich selbst möchte ein exzellenter Unternehmer werden. Da gibt es noch Potenzial nach oben.

Frage: Haben Sie da ein Vorbild?

Florian Grasel: Was unternehmerisches Denken und Visionen betrifft, ist es Steve Jobs. Es fasziniert mich, mit welcher Leidenschaft er Apple wieder auf den richtigen Weg geführt hat. Was das Familienleben betrifft, möchte ich es allerdings schon besser machen, als es ihm gelungen ist.

Frage: Und wie sehen Ihre weiteren sportlichen Ziele aus?

Florian Grasel: Die Teilnahme am HardRock100, der im Juli in den USA stattfindet, ist mein Ziel für die neue anstehende Saison. Seit vier Jahren versuche ich dafür einen Startplatz zu ergattern. Es gibt aber nur deren 153 und diese werden unter den mehr als 2.000 Anmeldungen verlost. Beim UTMB ist das Verhältnis zwischen Anmeldungen und Startplätzen zwar ähnlich, hier gibt es aber ein Elitestarterfeld. Ich würde dank meinen Platzierungen also auf jeden Fall dort starten können.

Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei all Ihren Unternehmungen!

ad Personam

DI Florian Grasel ist Familienvater, Ultraläufer sowie Gründer und Geschäftsführer der Smarter Business Solutions in Bad Erlach. Das Unternehmen, das mittlerweile sieben Mitarbeiter beschäftigt, entwickelt seit 2004 smarte SharePoint-Lösungen, wie etwa ein Outlook-Add-In namens Outlook2SharePoint (O2S), das eine nahtlose Integration von SharePoint und Outlook erlaubt. Seinen größten sportlichen Erfolg feierte Grasel 2018 beim Ultra Trail du Mont Blanc. Das Trailrennen, das über 171 Kilometer mit rund 10.000 Höhenmetern durch hochalpines Gelände führt, gilt als weltweit wichtigster Wettbewerb für Ultraläufer. Grasel absolvierte die Distanz in 23 Stunden, 12 Minuten und 3 Sekunden. Der Unternehmer betreibt einen eigenen Blog #lifeworktrailbalance und eine Facebookseite.